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Andrea Bongers

Von Schuh-Bert zu High Heels aus Fell

Bad Segeberg. „Wie heißen die Fußball-Stiefel von Jesus? Christstollen!“ – spätestens bei dieser Frage mussten auch die Männer im Publikum der Kabarettistin Andrea Bongers brüllend loslachen. Mit ihrem „Schuh Mädchen Report“ war sie aus Hamburg in die Aula der Dahlmannschule gekommen, um in der Kleinkunstreihe K1,5 zusammen mit der Pianistin und Sängerin Katie Freudenschuss vor allem den weiblichen Schuh-Fetischischmus mit Liedern und Texten auf heitere Weise zu behandeln.

„Ein besonderes Bildungsprogramm“, kündigte sie den knapp 200 Besuchern an, denn es gehe nicht nur um Schuhe, sondern um die Menschen in den Schuhen. Auf der Bühne war ein gutes Dutzend verschiedener Formen femininer Fußbekleidung drapiert worden, von roten Moonboots, über Gummistiefel mit Froschaufdruck und Gesundheitsschuhe bis zu modischen Edeltretern.
„Sind die geil!“, schwärmte Frau Bongers ob einem Paar schwarzer Pumps: „Die habe ich meiner besten Freundin vor der Nase weggeschnappt – der hätten die gepasst…“ Der Begriff Fetisch bedeute schließlich „Zauber“ und die Frau befinde sich im Schuhgeschäft im Griff einer höheren Macht. Egal, ob die Edellatschen mehrere Monatsgehälter kosten und ein paar Nummern zu klein sind, Frau muss sie haben, weil sie schön und sexy machen. So stakste Frau Bongers in den zu kleinen Schühchen drollig umher und besang fast zynisch ein Loblied auf die durch Bandagen zwangsverkleinerten „Lotusfüße“ der Frauen im alten China der Kaiserzeiten: Mit qualvoll erzeugten Mini-Füßchen der Größe 34 hätten sie in jeden Designerschuh gepasst.

Diese seltsamen Auswüchse des Schuhwahns stellte Frau Bongers nicht in Frage – sie wollte wohl ihre Geschlechtsgenossinnen zu sehr brüskieren, dafür schlüpfte sie mit dem Wechsel der verschiedenen Schuhe auf der Bühne in die dazu passenden Rollen und zeigte eine eindrucksvolle Wandlungsfähigkeit. Mit den Moonboots wurde sie zur Roxy aus dem horizontalen Gewerbe in Hamburg und mokierte sich über die Moralpredigt in dem Lied „Roxanne“ von Police – das bei ihr zu „Roxy“ wurde.

Urkomisch auch ihre Nummer als kölsche Fußpflegerin und Hundesalonbesitzerin in weißen Gesundheitsschuhen, als Bäuerin Anni in Stiefeln sang sie auf Deutsch „Die Stiefel sind zum Laufen“ nach „These Boots are made for walking“ und in Erinnerung an die schönsten Schuhe ihrer Mutter wurde „How deep is your Love“ zu „In Guccis aus Gold“. Das Märchen vom „Aschenputtel“ verlegte sie mit ihrer Bühnenpartnerin in ein prolliges Jugendmillieu und erzählte es im krassen Jugendsprech auf neue Weise.

Zwischendurch griff Frau Bongers auch zu Puppen. Die große Klappmaulpuppe Heinz schlüpfte in die Rolle eines Schusters – „Ohne Abholschein geht nix!“ – und eines Türstehers, der seine Pappenheimer an Schuhwerk erkennt und einordnen kann. Ein Schaf – das eindeutig anatomisch als Bock zu erkennen war - forderte sie auf: „Geh los, kauf Dir Schuhe, dann geht’s dir besser!“

„Das Schuhe sich vermehren ist ein Wunder der“, stellte daraufhin Frau Bongers flotten Salsa-Rhythmen fest und bot in den Zugaben Lieder, in denen Schuhe besungen wurden. Darunter waren unter anderem „High Heels aus Fell“ („Highway to Hell“), „Es floppen die Flippflopps“ („ Es klappert die Mühle“), „Umtausch“ („Sometimes“) und das „Ave Maria“  über Jesus-Latschen von Franz Schuh-Bert.

Hier finden Sie Fotos des Auftrittes

Wir danken Herrn Strehmel von der Segeberger Zeitung für die überlassung der Rohfassung seiner Kritik und Fotos.